14. Thronrede 2000

Ulm, Sakramentsplatz vor der Goldschmiede

Sehr geehrte Damen und Herren, Adepten –

Das Wiedererkennen des Wesens, des Verborgenen, gehört mir selbst und das gibt man nicht aus der Hand. Ich gehöre nicht zu den Gekrümmten nicht zu den Eingeknickten möchte aber mal in einem besseren Licht stehen als bisher. Andere machen es sich leicht, man muss doch sagen wo es lang geht. Ich rede nicht nach dem Mund einer Gesellschaft wie sie es gerne hätten, ich rede über die Rechtschaffenheit von uns selbst, und da bin ich gern der Ruhestörer, auch unter uns Christen.

Das „Wahrsagen“ wird verjagt, mir geht es darum Wahres ans Licht zu bringen. Als staatlich anerkannter Künstler muss ich sagen was die Menschen hören müssen, nicht was sie hören wollen.

Kultur hat die schönsten Seiten die es gibt. Keine Idiotenkunst ist gefragt, sondern Kunst die der einfache Mensch noch begreift. Allerdings sich von Christ kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, das ist falsch. Das ist nur für solche richtig, die keine eigene Phantasie entwickeln, ein Motiv aus der Schräge kommt auch aus einer Mitte, nicht nur das, was in der Mitte ist. – Richtig ist, aus dem Dunkeln, aus der Nacht heraus wirken, nicht von vorne sondern von oben her gesehen werden. Ein Kunstwerk ist wie das Vorbild eines Bildes, ein solches geht über das Wissenschaftliche hinaus, ist aber vom Maßlosen angemessenes Maß. Es ist Geist, es ist Haftung und es haftet im Bewusstsein, ein Virtuose ist anverhaftet. Unser Geist empfindet jede Unverschämtheit die wir erkennen und ertragen. Die gerechte Form muss die Kultur reformieren!

So ist auch die menschliche Qualität unseres Daseins deutlicher geworden. Kunst als Kunst beweist unsere Zukunft! Ich selbst sehe dem Erreichten herzhaft entgegen. – Es geht im Erkennen um die Ankunft. So ist der menschliche Tod, ein Hinausdenken in höhere Räume. Ich denke auch an den Kult der Toten, die Totenkunst. Es ist ein Wiedererkennen neuer Kenntnisse. Nicht vergessen: das Naturschöne kann Kunst sein, so die Schönheit einer Frau oder auch die künstlerische Darstellung die sichtbar im Bilde steht. – Lege dabei größten Wert auf Geordnetes! Mit dem linken Auge sehe ich die Perspektive, mit dem rechten, den Charakter eines Menschen – von weither – hindurch.

Wäre ich ein Gott, – vom Wort allein wollte ich nicht leben, es wäre eine Welt des Erbarmens. – Die Heuchelei der andern ist nicht das Gebilde der Kunst, weil das Wahre sich im Wahren äußert. Ich sage es, weil ich dem Gesetz nach dem zugehöre. Wenn ich eine Tänzerin gestalte, um dem Urbild nahe zu kommen, verzichte ich auf die Wirklichkeit. Die Gleichheit geht der Ungleichheit voraus. Das Gesagte, sagt ja noch nicht das Sagende, obgleich mit dem Sagenden oft noch Nichts gesagt ist!

Was wir brauchen ist eine neue Frömmigkeit, eine Gläubigkeit des Rechts von Wahrhaftigkeit. Eine eigene Kultur unseres Landes sollte es sein. Kaum hat man ein neues Fundament wird solches aus Unkenntnis zerfleischt, das geht oft auch über die Medien hinaus. Etwas mehr Wagnis in unserer Stadt sollte noch hinzukommen. Hier kommt niemand so schnell hoch, die jüngere Generation läuft uns sonst noch davon.

Adepten, die Erde gibt mir geheime Zeichen, in denen ich erkenne. Primadonna, die Sophitia, trifft mich selbst, es muss etwas inneres selbst beleuchten. Eines vom Ersten, in Himmeln erhofftem, ist ein Grand Pliée, ein Relevé, eine Reverenz, eine Arabeske, – Sophitia wie sie vor dem Ulmer „Staatstheater“ steht, damit sollten wir uns frühzeitig befassen.

Man muss wissen, dass verstorbene Wesen eine höhere Geschwindigkeit haben als das Licht der Sonne. – Die Vorgeschichte muss die Beweise bringen, nicht nur das Jetzige. So hat unsere Gesellschaft echte Kultur noch nicht begriffen, ich selbst war nicht führungslos, gemeint ist keine Anteilnahme am Kulturopfer dieser Stadt. – „Die Ankunft einer Höhe, besagt den Zuruf einer Krone“.

Als Junge war ich in einem Spielmannszug, war der beste Trommler der Stadt und lief dort schon in der ersten Reihe, mit 18 hatte ich 4 Semester Kunstgeschichte hinter mir. Ein Mensch ohne Charaktere ohne gewaschenem Geist ist hier nicht lebensfähig. Nicht könnte man schöner sagen, vergeht auf der Zunge, als wie geistliche Wörter, nichts ist schöner übersetzt als „das hohe Lied“. Erstaunlich ist, dass das alte Testament von vorne bis hinten eine reine Männerwirtschaft ist. Die Propheten, die Könige, die Abrahams, alles Männer, dabei ist die Seele der Kunst, der Kultur, eine Frau.

Adepten hier trage ich ein Bischofskreuz, entstanden 1952, es ist mein Meisterstück. An der Hand ein Ring, zu diesem Anlass gefertigt, er erinnert an einen buddhistischen Tempel, gehört einer Weltreligion an, die uns noch etwas zu sagen hat. Wenn wir nachher unten wieder vereint sind, kann ich Ihnen das näher zeigen. Ein Abgelebter bringt doch noch das Wahrste durch seine Hände! Zum Zapfenstreich reitet Kaiser Barbarossa die Front ab, all das mache ich selbst. – Marschieren habe ich bestens erlernt. Neider, Hass, Ehrabschneider gab es zu dieser Zeit nicht.

Draußen in den höheren Räumen komme ich öfter mal vorbei, nach meiner Erforschung war der Mond schon mal bewohnt; das müssten die auf dem oberen Berg besser wissen, das sind keine Esel, sie haben ein Höchstmass von Intelligenz, was aber schon wieder verdächtigt ist. – Sie ist rühmlich unsere Universität und wäre ich ein gebildeter Mann, würde ich glatt meine Dissertation darüber schreiben. In meiner künstlerischen Erforschung komme ich auf höchst interessantes Nichtwissen, die Wahrnehmung bestätigt mir den richtigen Weg.

In einer metaphysischen Verwandlung sehe ich die Zukunft meiner Herkunft. Adepten, diese Stadt müsste schon längst mehrfach weltberühmt sein, wiewohl, störende Kräfte entziehen der Kultur den Sauerstoff. Ein Ende ist nicht abzusehen, dies geht auch über die Medien hindurch. Jedoch das Denken des Denkens, ist das Erfreulichste was man sich denken kann. Ich wurde an eine Wurzel geführt, die mir die Welt in einer höheren Leuchtkraft beschreibt. Auch solches gibt man nicht aus der Hand, niemals! Es ist ein sich Beweisen an der Vollendung einer Lebensidee, die sich über den Tod erhebt. In abgeschwächter Form auch eines unsterblichen Ruhmes! Ein Gottesbegriff der mir äußerst nahe liegt.

Weisheit ist die Vollendung des Wissens. Die Sophitia steht immer noch unverletzt vor dem Ulmer Staatstheater! Übrigens, ist sie die einzige Ballett-Skulptur die in Deutschland vor einem Theater steht. Desgleichen sind im ganzen Land zur Zeit 1325 Ballett-Tänzerinnen und Tänzer in den Theatern engagiert. Ein Klacks! Ausgezeichnet für unsere Stadt die auch weiterhin diese Sparte in unserem Theater unterhält. Hier geht Kunst im „Wesen“ durch den ganzen Körper hindurch, die Schönheit gehet neben dem Schönen einher. Unser Tun, unser Gestaltetes, ist die Sprache des gesagten Denkens. Kunst kann man nicht machen, sie kommt auf einen zu. Sie kennt auch keine Ästhetik sie ist sie selbst.

In einer höheren Welt erkenne ich eine Hierarchie von höchster Vollkommenheit und Endlichkeit; sie wäre hier die 9. Dimension, die uns Menschen überwacht. Ich selbst lebe nach meinem Gesetz, das richtig ist. Geist ist lebendiges Wesen.

Bevor Jeremias war, besorgte ich schon glühende Kohlen bis er dasselbe gesprochen hatte wie jetzt. Und da meine Seele ständig in Bewegung ist, trage ich meine eigene Bühne in mir herum.

Zur allgemeinen Information sei gesagt, ich bin kein Juwelier, aber seit 1966 staatlich anerkannter freier Künstler. Mit dem Äußeren habe ich nichts zu tun, werde aber dennoch von der inneren Macht eines Königs regiert, einer Kraft die mir mit Wohlwollen bekommt. – Wie gesagt, diese Stadt wäre die ausgesprochene Kulturstadt, kaum zu überbieten, vorausgesetzt, die Menschen gingen mehr, vollends aus sich heraus! Sparen, sparen, ein wenig Opfer muss man schon dazu erbringen. Es sieht ja gar nicht so schlecht aus! Allerdings, nach einer Umfrage ist jeder 6. Bürger von Neid und Missgunst befallen. – Es sind nicht immer die Pietisten, schon gar nicht hier die Elite. – Es sind die andern! Kampfhunde gibt es auch unter den Menschen, dies geht über die Medien hinweg. Dabei war doch die Stadt, die Garnison, in Schönheit diszipliniert! Ich kenne den Weg über mir und auf die Spuren meines Denkens konnte ich mich verlassen. Kunst, Kultur, Primadonna, ist wie ein durchgewalztes Blech aus purem Gold, edel biegsam, willig, schön! Ich bin hingerissen!

Verehrte Damen und Herren!

Über 30 Jahre Ulmer Universität, zu diesem Anlass verleihe ich der Wissenschaft, der Geisteswissenschaft einen neuen Lehrstuhl, die „Hermeneutik“, sie ist eine Lehre des absoluten Seins und die Freiheit eines kosmologischen Erkennens. Die Hermeneutik eröffnet uns Menschen neue Wege wie es weitergeht zu klaren Entscheidungen.

Die Wissenschaften, in allen Bereichen, sie meint in Wahrheit nicht nur die Wissenschaft, sondern die daraus erkannte Kunst selbst. Es geht ineinander über! Man muss um das namenlose Wissen wissen. Ich empfehle Ihnen schließen Sie sich meinem Weg an. Goldrichtig. Nur ich halte keine Beerdigungen. Mein Geist lässt keine Beerdigung zu, er lässt sich nicht beerdigen. Totenkult und Totenkunst, darüber müssen wir noch reden! Der jüngeren Generation, den künstlerisch Begabten empfehle ich, zieht in eine größere Stadt, dorthin wo ihr vom Volk, den Menschen schneller erkannt und ein bisschen gefördert werdet. Die jüngeren Generationen holen Euch wieder zurück! Die Redakteure der Redaktionen, sie sind allesamt die Höchsten, aber deshalb nicht die Großen der Größten! Mein Dank des Höheren, gilt der Südwest-Presse und einer guten Zusammenarbeit, wiewohl ein Extrablatt meiner Moskau-Ballett-Skulpturen von 1993 es schon hätte sein dürfen! Hocherfreut auch für die Leser!

Mein Dank gilt der Schwäbischen Zeitung, der Neu-Ulmer Zeitung und dem Südwestfernsehen ARD.

Verehrte Damen und Herren, Adepten, Sie sehen ja selbst, die Bevölkerung hier, die Stadt braucht mich, ich kann es Ihr nicht antun. Das heißt auch im nächsten Jahr werde ich den Thron wieder besteigen! Ich verspreche es!

Der Dentler-Kunstpreis wurde an die Damen Ströbele und Sugimoto verliehen für Ihre Leistungen innerhalb des Ulmer Jugendchores „Die Ulmer Spatzen“ . Dank für die Gestaltung der Veranstaltung gilt dem Jugendchor der Ulmer Spatzen und dem Dirigenten Herrn von Gilde. Ebenso Herrn Rehm für Ton, Technik und Beleuchtung.

(Vergessen Sie nicht, nur im Wissen von Nichtwissen kommt man ins Gespräch)

Ich, Rudolf Dentler rex
Ein Kreuzgeborener