11. Thronrede 1997

Ulm, Sakramentsplatz vor der Goldschmiede

Verehrte Damen und Herren, liebe Adepten!

Ich darf Sie herzlich begrüßen, die Elite dieser Stadt, Mitstreiter des Höchsten. Gesondert begrüße ich den Chor aus Wiblingen unter Leitung von Frau Astrid Müller. Nicht vergessen, Sie sind alle freiwillig gekommen. 600 Jahre Geschworenes, Lex Generalis, das gilt auch hier. Unsere Kunst des Lebens, das läßt sich daran messen, in wieweit sich der Redende auf das Erdachte eingelassen hat. – In wieweit sich das Vorhandene ihm zuwendet. Adepten, das Ziel ist, ein höheres Dasein unseres Lebens zu schaffen, und stets muß man neue Welten in sich bilden, worauf der Körper sich verlassen kann!

Was meine Person angeht, so sagen die Anderen, mein genetisches Muster würde eher, einem Kalbe ähnlicher gleichen als sonst einer Göttin die mehr Zeit hat. – Lassen wir es, Thronreden sagen oft mehr aus, als wovon die Rede ist. Die Sprache schon, die Reden? Das Wort faßt nicht jedes, wenn aber das Wort den Menschen faßt, dann geschieht Erkennen, dann geschieht Wunder! Genau solches ist bleibend. – Meine Aufgabe ist, den Geist zu purem Gold verwandeln, Grandios!! Das hat tausendfach höheren Wert als weltliche Juwelen. Nicht vergessen, Juwel verdeckt oft das unverfälschte, natürliche Wesen eines Gretchen. Ich kenne das Geheimnis, nur ich sage es nicht. Das Belesen, das Wissen, all das kann man erlernen – die Weisheit aber nicht, sie kann man finden – von ihr getragen werden, aber lernen kann man sie nicht.

Den Kern muß man erhalten, im Kern muß man vorkommen – nicht in der Schale.- Kunst, Phantasie, sie sind geschlechtlos, Subjekt-Objekt sind eins geworden und solches ist Kunstart von morgen, und da gibt es keine Wunder des Erschaffens, das Virtuose, die Echtheit muß echt sein. Die Engel mit den Flügeln sind längst Mensch geworden, sie sind freundlicher, als die vom alten Testament. Ein glaubender Nachdenker denkt über sein Nachdenken nach, ist sprachlos. – Obgleich, auch die Erde redet aus sich heraus die ganze Mineralen, Steine schafft sie über den Winter nach oben. Eine ausgezeichnete Mythologie erfahren wir zur selben Zeit, wenn ein geeinzelter Mensch im strengsten Winter mit Rad durch städtische Landschaft tretet.

Solche Gedächtniszellen unter Eis sind bestens ausgeprägt, solche Natur raucht nicht, lebt nicht von Säure. Man kann vielleicht sagen, als Mensch ein Frischling! Glücklich, der seine schöpferische Grabstätte sein Eigen nennt.

Hier, spätestens, tut sich die Frage auf, wie geht es eigentlich den Psychologen, auf was warten sie eigentlich noch.

Was wir brauchen, ist ein Stadtanalytiker, sozusagen ein Beschauer der die Menschen, auch die Scholastiker beschreibt, all die Neinsager in dieser Stadt. Sagte ich schon, hatte vor Jahren selbst zwei noch jüngere Psychologen als Schüler. Sie redeten nicht mehr mit mir und gingen. Jetzt nach Jahren, sie kamen freiwillig zurück mit der Frage,- Meister, was sollen wir tun: sagte ihnen:

Einer der gefährlichsten Sprüche aus der Schrift steht im Römerbrief. Wollen habe ich wohl, aber vollbringen, das Gute finde ich nicht.

Adepten, genau das ist falsch, wir müssen vollbringen. Die Tat, das Vollbringen ist Sakrament.

Paganini, wir hätten uns darin bestens verstanden, wir hätten gemeinsam andere Saiten aufgespannt.

Erimitieren kann man hier nicht, so eine Thronrede ist wie der Wasserfall eines Thermalbads, den einen tut es gut, andere wieder gehen daran zugrunde.

Das Ich, ist nicht nur Denken, sondern im Denken erscheint das Ich, das Seiende selbst. Wer als Sophist geboren wird, der muß Weisheiten gestalten. Wer als Zubringer geboren wird dem gereicht auch etwas Silber und wer als Industriearbeiter kommt, der hat das Gold.- Vorbei mit Kaste, heute werden die Edelmetalle zum Guten vermischt, solche Kultur ist wahrhaftiger und für uns alle ein Vermögen.

Nicht Fakten sind gefragt sondern Geschichte der Vorgeschichte, den Kult der Ahnen und Kultur einer Stadt ist wie ein gedeckter Tisch mit vollen Schüsseln. Kulturkunst ist keine Dekoration, sie ist Nahrung von schöpferischem Geist. Nicht vergessen, in dieser Stadt ist jedes selbst der Redende, jedes selbst der Rufer. Die Wissenschaft muß zum Gewordenen hinzufinden, sie muß das Wissende des Todes überschreiten wo Lebendes nicht mehr lebt.

Gotte, er muß mir dienen, wie auch ich ihm hörig bin. In meiner Vollendung erkannte ich Wahrheiten für morgen. Und genau so muß man im Wagnis vorgehen, unerbittlich, dann nämlich sieht man zu Zeit auch das Gold auf seinem Weg! Aber dazu muß man sich bücken, in der Kunstsprache nennt man es ein, Grand Plié, das heißt, sich herunter beugen zur Erden. Also, mehr tun als die andern. Könige der Fröhlichen finden öfter mal Worte zum Anfassen. Davon ganz abgesehen, ich lade sie gerne dazu ein anschließend meine goldene Balletthüfte zu umfassen.

Ein bleibendes Erlebnis für alle. – Vor allem, man sieht sich doch von der Nähe mal wieder. Wenn man einen Menschen nicht richtig sieht dann kennt man ihn auch nicht.

Chor

Das Gelingen großer Kompositionen, das ist natürlich in mir drin und Kunst, Kultur hat oft einen andern Mittelpunkt als die Stadt selbst. Entscheidend ist, sie braucht eine menschliche Mitte. Diese an den Rändern, solche, die die Wärme einer Stadt noch schützt, sie ist eine Eigenschaft die hoffnungsvoll die Echtheit ihres Genies noch erhalten.

Will man sich selbst erleben, dann braucht man das Spiel einer Verzauberung. Man braucht nicht immer reden wenn man sich etwas zu sagen hat. Erinnere mich, war selbst Turnierpferd bei Barbarossa, Fahnenjunker zugleich. Heute, ziehe täglich ein Karren voller Baletten auf die Sonne (ex causa finale). Nicht vergessen, ich selbst lese nur das, was ich schon weiß, wiewohl, auch das Biblische muß künstlerischer ausgelegt werden denn das geht durch den Menschen hindurch.

Zwei Dinge haben mich heimgesucht, der klassische Tanz und das Meinige, das pure Gold, der Glanz und beides genieße ich bis zum Höchsten! Der Weinberg, der bin ich selbst!

Adepten, nicht die Masse ist die Betrachtung, sondern die Einzeller, die Einzelnen, es sind jene, die die Brücke bauen über den Fluß, worauf man sicher gehen kann. – So wie jetzt!

Eine leise Stimme sagt mir, daß Haga Sophia mehr Wert bedeutet als bloßes Erkennen. Es sind Zartheiten und sie sind es, die unser Leben Erschaffen. Der Mensch als Idee, ist Offenbarung des Vollkommenen, Endlosen. Man muß selber wissen ob man besser geworden ist. – So ist mein Zuhause nicht auf dem Eselsberg sondern Galgenberg. Im Überschwang der Herrlichkeit des Wissens, ist mir das Eigene schon mal einen Esel wert. Da fällt mir kein Stein aus der Krone!

Ich kenne das akademische Glaubensbekenntnis, – funktioniert die Weisheit nicht, muß der Wille wollen, die Tat! Daran erkennt man das Gebildete. Grundsätzlich sollte eigentlich jedes seinen wahren Wert angeben. Neuerdings rufe ich vorweg: Halt wer da – Kennwort. (Primus interpares). Nicht vergessen, am wohtemperierten Klavier spielt der einfache Mensch die schönsten Konzerte. Wir wissen, das Unterbewußtsein will stets nach Oben, will sich mit Herz und Geist verbinden, mit sich selbst.

Verehrte Damen und Herren, Stiftung, heißt soviel wie Schenkung. Ist Wert, Masse, ist Kapital. Wir sind doch letztlich die Stifter und Schenker. Die Stadt selbst ist eine Stiftung und kommt aus sich selbst, aus dem Volk! Also, nicht nur herausholden sondern hinzubringen muß man, freiwillig. – Verzieren muß man seine Städte, denn Schönheiten belieben den Aufenthalt, so wie jetzt. – Mehr Thronen an den Wänden, mehr freie Kunstwerke, mehr Gottesmutter wären richtig, als Kunst! Ich sehe, Gotte selbst sitzt jetzt hilflos neben mir. Irgendwann, da bin ich sicher, steigt Er herunter und nimmt Abschied von seinem Paradies.

Herr — ich bin unschuldig, ich bin unschuldig, unschuldig!

Höchste Turmspitze der Welt, das ist von Außen die Höhe, aber die innere Größe.., müßte heißen, Ulmer Cathedrale, größte ökumenische Kirche der Welt! Heilige Kunstwerke unserer Zeit müßten dort noch vorkommen und mehr Licht noch, wegen der Wärme! Adepten, wenn später bei den Kriegern wieder Krieg ausbricht, dann nur deshalb weil in unseren Ländern die Kultur nicht mehr stimmt. – Ausgenommenen unsere Stadt, – da tut sich immer wieder mal internationales, kraft des lauten Denkens vermittelt uns solche Erfolge. So wie jetzt.

Anders liegt es bei den Industrien und den Wirtschaftskriminellen, des Kapitals. Es sind solche die unser Volk, den einfachen Menschen verwahrungslos hintergehen. Zur Kraft gehört dazu eine höhere Macht und so habe ich sie zu Schweinen verwandelt daran sie zugrunde gehen, ehrlos!

Durch unser früheres Wirtschaftsniveau sind auch die andern zu Millionären geworden. Recht so.- Nur viele blieben ungebildet, nix Kultura, dumm. Andere einzelne Menschen die ewigen Neinsager warten nur darauf zu fälschen, zu lügen, sie sind feige, sie wollen nur die schlaue Verschlagenheit, sie wollen nur das Böse!

Adepten stark bleiben, wachsam – wir müssen das Gute erhalten, und diese stärken die solches noch sagen.

Erinnere mich, als junger Mann, außer mir selbst hatte ich nichts, aber ich hatte fest an mich geglaubt und die besten Menschen hatten mich begleitet, so wie jetzt.

Chor

Adepten, seit der Einheit unseres Landes kenne ich wieder deutsche Geschichte, Thüringen, die Sachsen, gebildet sind sie allesamt. Der gleiche Geist, die gleiche Kultur, sie steht mir näher als die Politik. Als Bub, kann mich bestens daran erinnern, war 8- oder 9-jährig, spät abends, vor einem Gaststätten-Liedersaal probte ein Chor „Tannhäuser“, aus dem 2. Akt. „Erweckt und angerecht, soll heute er, enthüllen mit Vollendung krönen. Die Holde Kunst, sie werde jetzt zur Tat.“ Rezitat von Richard Wagner, genau so steht es geschrieben und es blieb an mir haften.

Sagte ich schon, Wissenschaftler sind jene Menschen in denen ein geheimes Wissen schafft. Obgleich, dem Ende zu, kneifen tun sie fast alle, an dem Totwesen vorbei. Daran wagt sich keines so richtig ran. Eine Perle, deren Lüster erloschen ist, ist einfach kaputt. – Von allen Lebewesen, die wir kennen, auch ich, hat der Mensch die größte Freiheit. Er hat sich zum Höheren entschieden, und ein Europa zum humanistisch geistlichen sollten wir uns erhalten. Aber etwas schneller als wie sonst!

Nicht vergessen, ein König kann noch so mächtig sein, gegen die Weisheit der Natur kommt er nicht an. Schönheit hingegen ist etwas anderes, wer sie gestaltet kennt das Geheimnis ihres Wesens, und Grammatik, ist noch keine Lyrik, der Frische Geist er ist verpicht auf Schönheit!

Im Anschein des Scheins, erscheint im Wesen das Wesende und von Anwesenheit zu anwesendem Sein spricht, im wesentlichen sprechbaren seines Seiendem Sein

das ist von mir!

Es ist gerade Vollmond. Aber gerade, so ein künstlerischer Sieg für uns alle ist eine ganze Welt!!

Adepten, demnächst feiere ich meinen 80. Geburtstag, da wünsche ich mir auf keinen Fall all die verschenkten Flaschen Weins von den Freunden zurück. Bis dahin wäre mir Saft, echter Saft am liebsten. Wir hätten da noch etwas Zeit, der Festtag ist erst in 8 Jahren. Übrigens, aus dem Ulmer Stadtgeist läßt sich noch einiges machen, zu einem Donaufest gehört auch ein historischer Festzug. Aber solche Dinge geschehen nur, wenn Astronomen wieder zu Astrologen werden. Wissenschaftlich gesehen, wenn die Oberaffen auf dem Hügel sich dem Verbund der Unteraffen anschließen.

Wir müssen stets das Unvergängliche einzigartige schaffen, Kunst ist imperativ von Geiste und wer von daher den wahren Sinn offenbart, der berührt unsere Lippen, unsere Seelen.

Die eigene Kunst, die muß erst einmal nach drüben, über dem Himmel gewesen sein, Jahre hindurch warten bis eine Antwort kommt. Von dorther nämlich kommt die Weisung, die ganz große Rechtsprechung, nicht nur von hier!

Vergessen Sie nicht, wir sind nicht nur sündige Menschen, wir sind auch rechtschaffen und wahrhaftig, so wie jetzt.

Bekanntmachung: Elfie Haas, vom Theater in der Westentasche, feiert als Schauspielerin ihr 40jähriges Jubiläum. Mit Wirkung vom 21. Juli 1997 ernenne ich Frau Elfie Haas zur „Stadt – Kammerschauspielerin!“

Ferner gebe ich bekannt: Hier in meinem Atelier kann ich einen Lehrlingsplatz als Goldschmiedin anbieten. Ein bißchen Abitur und Begabung aber solche welche mit Ballettschule haben den Vorzug.

Am Arbeitsplatz selbst, ist das Tragen von Hieb- und Stichwaffen verboten!

Verehrte Damen und Herren, wir sind wieder am Ende angelangt. Ich danke Ihnen, daß Sie gekommen sind!

Mein Dank gilt der Beleuchtung, Herrn Salke, des Ulmer Theaters. Herrn Rehm, stets mit seiner Ton und Lautsprechertechnik aus Erbach.

Mein Dank gilt besonders dem Chor aus Wiblingen unter Leitung von Frau Astrid Müller.

Vielleicht sieht man sich im nächsten Jahr wieder.

Ich wünsche Ihnen einen lauteren Heimgang.